Litauen

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  • Unabhängige Republik Litauen


    Wiederherstellung der Unabhängigkeit 1990/91

    Michail Gorbatschow leitete als Generalsekretär der KPdSU ab 1985 unter den Schlagwörtern Glasnost (Offenheit, Transparenz) und Perestroika (Umbau, Modernisierung des Staatswesens) eine neue Politik ein, die auch den nationalen Bewegungen in den baltischen Staaten größeren Freiraum verschaffte.

    20. Jahrestag der Gründung von SAJUDIS, Mi-Nr. 972

    20. Jahrestag der Gründung von SAJUDIS, Mi-Nr. 972

    In Litauen gründete sich am 3. Juni 1988 unter dem charismatischen Politiker Vytautas Landsbergis die Bewegung SAJŪDIS, die den Austritt aus der Sowjetunion und die staatliche Unabhängigkeit Litauens offen propagierte.

    Schon vorher waren, ausgelöst durch die desaströse Umweltpolitik der Sowjetunion, Proteste gegen den weiteren Verbleib in der Union laut geworden, z. B. bei Protesten gegen das Atomkraftwerk Ignalina.

    80. Geburtstag von A. Brazauskas, Mi-Nr. 1112

    80. Geburtstag von A. Brazauskas, Mi-Nr. 1112

    Dem moskaukritischen Generalsekretär des litauischen Obersten Sowjet, Algirdas Brazauskas, gelang es im Dezember 1988, die kommunistische Partei Litauens aus der KPdSU herauszulösen. 1993 bis 1998 war er Präsident der Republik Litauen.

    Der in den ersten freien Wahlen vom Februar 1990 neu gewählte Oberste Sowjet Litauens erklärte am 11. März 1990 als erste Sowjetrepublik den Austritt aus der UdSSR sowie die Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Litauischen Republik. Der Unabhängigkeitstag am 11. März wird seitdem in Litauen – wie schon in der Zwischenkriegszeit – im Gedenken an die erste Unabhängigkeitserklärung vom 16. Februar 1918 gefeiert.

    Die Vorkriegsverfassung vom 11. Februar 1938 wurde wieder in Kraft gesetzt (und am 25. Oktober 1992 modifiziert).

    20.Jahrestag des Kampfes um den Fernsehturm von Vilnius, Mi-Nr. 1054

    20. Jahrestag des Kampfes um den Fernsehturm von Vilnius, Mi-Nr. 1054

    Die Regierung in Moskau reagierte mit Gewalt: Sie verhängte eine Wirtschaftsblockade und schloss die Grenze zum neuen Staat. Anfang 1991 starben 14 litauische Zivilisten, als sowjetisches Militär versuchte, den Fernsehturm in Vilnius zu erstürmen. Sieben Grenzposten kamen bei einem Überfall auf eine litauische Zollstation ums Leben.

    Nach dem fehlgeschlagenen Augustputsch 1991 in der Sowjetunion erkannten innerhalb kurzer Zeit über 90 Staaten die Unabhängigkeit Litauens an.

    Aufnahme in die UNO, Mi-Nr. 495

    Aufnahme in die UNO, Mi-Nr. 495

    Am 6. September 1991 entließ die UdSSR die baltischen Staaten in die Unabhängigkeit, am 17. September 1991 nahmen die Vereinten Nationen Litauen als Mitgliedsstaat auf.


    Von der Stabilisierung zum "Baltischen Tigerstaat"

    Trotz der Einführung des "Talonas" ("litauischer Rubel") durchlebte Litauen eine rapide Inflation, die erst mit der Einführung der Litas-Währung am 25. Juni 1993 ihr Ende fand. Die Abkoppelung von der Sowjetwirtschaft war ein langwieriger Prozess, der bis Ende der 1990er Jahre von Rückschlägen begleitet war. Die zu Sowjetzeiten angeschobene Industrialisierung und Urbanisierung setzte sich fort. Wichtigste Exportgüter Litauens blieben zunächst mineralische Produkte, Maschinen, Transportmittel, Textilien, Holz und landwirtschaftliche Erzeugnisse.

    Die Auswanderung junger Menschen und die Überalterung der ansässigen Bevölkerung hemmten die wirtschaftliche Entwicklung. So sank die Einwohnerzahl zwischen 1990 und 2017 von 3,7 auf 2,8 Mio.

    Litauer in aller Welt, Block 59, Mi-Nr. 1279-1284

    Litauer in aller Welt, Block 59, Mi-Nr. 1279-1284

    Beitritt zur EU, Mi-Nr. 844 und 845 im Zusammendruck

    Beitritt zur EU, Mi-Nr. 844 und 845 im Zusammendruck

    Das neue Jahrtausend bringt nun den politischen wie wirtschaftlichen Durchbruch: Das Bruttosozialprodukt wächst (mit einer Ausnahme) jährlich zwischen 3 und 6 % bei niedriger Inflationsrate. Am 29. März 2004 trat Litauen der NATO bei, am 1. Mai gleichen Jahres der Europäischen Union, beides waren unter dem Schlagwort "Rückkehr nach Europa" lang angestrebte Ziele Litauens.

    Seit dem 1. Januar 2015 zahlt man mit dem Euro.


    Das Sammelgebiet "Modernes Litauen" ab 1990 …

    St.-Annen-Kirche Vilnius, Mi-Nr. 935

    St.-Annen-Kirche Vilnius, Mi-Nr. 935

    … bietet aufgrund der Fülle der Neuausgaben besonders für den Motivsammler viel. Daneben sind besonders die Anfangsjahre 1990 bis 1993, also die Marken der Rubel- und Talonas-Zeit für Spezialisten von Interesse. Hier lassen sich auch mit wenig Geld Spezialsammlungen aufbauen, die die geschichtliche Entwicklung sehr gut abbilden.

    Einzelne Sätze wie die beiden „Engelsausgaben“ oder der „Vytis-Reiter“ lassen sich zu Spezialsammlungen mit Essays, Probedrucken, Plattenfehlern und Nachdrucken ausbauen.

    Die Dokumentation der Währungsverhältnisse mit Inflation und rasant steigenden Portosätzen auf Poststücken bietet ein weiteres Betätigungsfeld. Die Überdruckwerte vom Januar 1993 sind in verschiedenen, gut unterscheidbaren Auflagen erschienen. Die „Buchstaben-Marken“ mit A- und B-Werten (siehe Abbildung weiter unten) waren bis zum 31. Dezember 2016 gültig, zuletzt zum Vielfachen ihres ursprünglichen Wertes. Auch die Litas-Euro-Doppelwährungsmarken sowie die Einführung des Euro lassen sich dokumentieren.

    Als möglichen Nachteil des Sammelgebietes kann man die Flut der Neuausgaben ab Mitte der 1990er Jahre bewerten. Lohnend sind auf jeden Fall die grafisch ansprechenden Freimarkenausgaben; sie gibt es in letzter Zeit jedes Jahr wieder neu (Abb. siehe unten). Erschwerend für das spezialisierte Sammeln wirkt sich aus, dass von der litauischen Postverwaltung leider wenig Informationen zu erhalten sind. Es gibt zwar die gelegentlichen „Express-Informationen“ für das Postwesen, aber über neue Entwicklungen wie Umstrukturierungen, Filialschließungen und -öffnungen, Stempel und dergleichen ist man auf Beobachter vor Ort oder Glücksfunde angewiesen.

    Erste Engelsausgabe, Mi-Nr. 459-460


    Erste Engelsausgabe, Mi-Nr. 459-460, Zwischensteg aus dem Druckbogen mit Angaben der Druckerei Spindulys


    Postgeschichtliche Entwicklung ab 1990


    Der problematische Start


    Am 11. März 1990 deklarierte der Seimas (das Parlament) in Vilnius die Wiederherstellung der unabhängigen Republik Litauen und nahm damit das weitere Schicksal der Nation wieder in die eigene Hand.

    Da die neue Republik zunächst nicht international anerkannt war und sich noch sowjetische Truppen im Lande befanden, musste der Übergang zur Unabhängigkeit schrittweise erfolgen.

    Als die Sowjetunion mit einer Wirtschaftsblockade reagierte, wurde die Realisierung der Unabhängigkeit zeitweilig ausgesetzt.

    Blockademarke, an den Postschaltern verkaufte Spendenmarke zugunsten der Versorgung von Blockadeopfern

    Blockademarke, an den Postschaltern verkaufte Spendenmarke zugunsten der Versorgung von Blockadeopfern


    1990 wurden zunächst sowjetische Marken und Stempel unverändert weiterverwendet, letztere aber schon im weiteren Verlauf des Jahres zügig durch umgearbeitete Stempelgeräte ersetzt.

    Die neuen Briefmarken für das unabhängige Litauen ließ man zunächst in Deutschland, bei der Leipziger Wertpapier-Druckerei, herstellen.

    Die dort produzierten Briefmarken mit dem nationalen Vytis-Motiv ließen die sowjetischen Behörden jedoch nicht ins Land. Sie konnten erst später, ab dem 10. Januar 1991, an den Schaltern verkauft werden.

    Daher entschloss man sich kurzfristig, Briefmarken im eigenen Land zu drucken. Am 7. Oktober 1990 erschien die sogenannte erste „Engelsausgabe“; eine zweite folgte schon am 22. Oktober. Der einfache, improvisierte Druck erfolgte bei der schon aus der Vorkriegszeit bekannten Druckerei „Spindulys“ in Kaunas. Diese beiden Serien bilden ein weites Feld für Spezialsammlungen.

    Engelsausgabe Großbogen, Mi-Nr. 461-464

    Engelsausgabe Großbogen, Mi-Nr. 461-464


    Die Nachfrage war national und international groß, so dass sich Spindulys entschloss, auch das Vytis-Motiv nachzudrucken, eigentlich Kopien in minderwertigem Offset-Druck.

    Dauerserie Vytis, 15 Kopeken, Mi-Nr. 473

    Dauerserie Vytis, 15 Kopeken, Mi-Nr. 473

    Vytis-Nachdruck von Spindulys, Mi-Nr. 472

    Vytis-Nachdruck von Spindulys, Mi-Nr. 472

    Letzttagsbrief mit allen SPINDULYS-Provisorien der Vytis-Ausgaben

    Letzttagsbrief mit allen SPINDULYS-Provisorien der Vytis-Ausgaben

    Ein bekannter litauischer Philatelist hat diesen Letzttagsbrief vom 31. Dezember 1994 mit allen Spindulys-Nach- und Überdrucken gefertigt. Hier ist auch einer der ersten attraktiven grün-roten Weihnachtsstempel zu sehen, mit denen die litauische Post zum Jahresende die Sammler erfreut.

    Mischfrankaturen mit sowjetischen Marken waren bis zum 31.12.1991 möglich.

    Mischfrankatur UdSSR / Litauen auf Brief, Mi-Nr 472, Vytis-Nachdruck von Spindulys mit Zwischensteg

    Mischfrankatur UdSSR / Litauen auf Brief, Mi-Nr 472, Vytis-Nachdruck von Spindulys mit Zwischensteg

    Mischfrankatur aus sowjetischen Marken und dem Wert zu 50 Kopeken aus der ersten 'Engelsausgabe', entwertet mit weiterverwendetem sowjetischen Stempel Vilnius C g vom 7.10.90 auf R-Brief

    Mischfrankatur aus sowjetischen Marken und dem Wert zu 50 Kopeken aus der ersten "Engelsausgabe", entwertet mit weiterverwendetem sowjetischen Stempel Vilnius C g vom 7.10.90 auf R-Brief

    Die Inflation führte zu Portoerhöhungen.

    Dachziegelfrankatur mit sowjetischen Marken vom 4.1.91, aptierter Stempel Kaunas-31 b

    Dachziegelfrankatur mit sowjetischen Marken vom 4.1.91, aptierter Stempel Kaunas-31 b

    Die Mitgliedschaft der Republik Litauen im Weltpostverein – der Beitritt erfolgte zum 1. Januar 1922 – ruhte seit ihrer Besetzung durch die Sowjetunion 1940/41. Bis zur erneuten Aktivierung der Mitgliedschaft am 10. Januar 1992 schien die Anerkennung litauischer Briefmarken, Ganzsachen und Stempel zunächst zweifelhaft. Bezeichnenderweise nahm der MICHEL-Katalog erst im Herbst 1991 die Notierung der neu emittierten litauischen Marken auf.


    Erfolg mit dem Litas

    Die Einführung der provisorischen Parallelwährung „Talonas“ im Verhältnis 1:1 zum sowjetischen Rubel konnte die galoppierende Inflation noch nicht stoppen. Man schritt zur Ausgabe von „Buchstabenmarken“, deren Frankaturwert wechselte. Erst die Einführung der neuen Litas-Währung am 25. Juni 1993 führte zum gewünschten Erfolg der Geldstabilität (100 Talonas = 1 Litas = 100 Centų).

    Schalterraum der Hauptpost in Kaunas

    Seit Mitte der 1990er Jahre erstrahlt der Schalterraum der Hauptpost in Kaunas wieder im alten Glanz der Architektur der 1930er Jahre mit den Wandgemälden der ersten Mar­ken­emissionen Litauens (siehe auch Reisebericht Kaunas 2000).

    A-Marke, Mi-Nr. 531, mit Vytis-Motiv auf Ganzsachenausschnitt mit aptiertem Maschinenstempel Rokiškis

    A-Marke, Mi-Nr. 531, mit Vytis-Motiv auf Ganzsachenausschnitt mit aptiertem Maschinenstempel Rokiškis

    Letztlich gelang trotz Inflation und zweimaliger Währungsumstellung der Übergang vom sowjetisch bestimmten zum nationalen litauischen Postwesen.



    1993 feierte die litauische Post ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Markensatz.

    Wiederherstellung der Litauischen Post 1992, Mi-Nr. 951

    Wiederherstellung der Litauischen Post 1992, Mi-Nr. 951

    75 Jahre Litauische Post, Mi-Nr. 543, mit Abbildung der ersten Marke Litauens von 1918, Mi-Nr. 1

    75 Jahre Litauische Post, Mi-Nr. 543, mit Abbildung der ersten Marke Litauens von 1918, Mi-Nr. 1

    1000 Jahre Litauen, Block 22, Mi-Nr. 762-765

    1000 Jahre Litauen, Block 22, Mi-Nr. 762-765

    Zwischen 2001 und 2009 würdigte die Post die Tausendjahrfeier Litauens mit insgesamt neun jährlich erscheinenden Blockausgaben.

    Die Dauerausgaben sind geschmackvoll gestaltet.

    Freimarkenserien, Mi-Nr 924 I, 955 II Stempel Šiauliai n

    Freimarkenserien, Mi-Nr 924 I, 955 II Stempel Šiauliai n


    Stempel

    Gummistempel Typ 4

    Gummistempel Typ 4

    Neuer Gummistempel

    Neuer Gummistempel

    Ab 1994 wurden die umgearbeiteten sowjetischen Stahlstempel landesweit nach und nach durch Gummistempel der Firma TRODAT abgelöst. Sie hatten ein einheitliches Format mit Serifenschrift, einen Durchmesser von 29-30 mm und einem anfänglich auch klaren, gut lesbarem Stempelabschlag. Schon bald aber deformierten diese Stempel bei Gebrauch und erzeugten die berüchtigten "Eier".

    Experten vermuten, dass für die Gummistempel Farbe auf Ölbasis verwendet wurde, die nur für Stahlstempel vorgesehen ist. Öl lässt Gummi allmählich aufquellen; die Schlagkraft des Postbeamten tut ein Übriges. Die eindeutige Zuordnung eines Stempels zu einem Typus sollte man daher nur bei einem intakten, klaren Abschlag vornehmen.

    Verformter Stempelabdruck

    Verformter Stempelabdruck

    Ab etwa 2008 kamen neue Gummistempel in Gebrauch, gefälliger und moderner im Aussehen. Diese neuen Normstempel haben einen Durchmesser von 29 mm mit enger zusammengerückten Serifen-Großbuchstaben. Die Erkennungsmerkmale dieses Typs sind kürzere Abstände der Buchstaben und damit eine geringere Länge der Landesbezeichnung LIETUVA mit 15 mm statt 18-20 mm.

    Zu den Tagesstempeln der unabhängigen Republik Litauen ab 1990 haben die ArGe-Baltikum-Mitglieder Martin Bechstedt und Bernhard 'Tony' Fels 2021 ein umfangreiches Internet-Datenbankprojekt mit mehreren Tausend Stempeleinträgen ins Leben gerufen.

    Mehr Informationen dazu und eine Einführung in die Stempelsystematik gibt es auf unserer Arbeitshilfen-Seite!


    Essays, Probedrucke, Abarten

    Im Postmuseum am Zentralmarkt in Kaunas befinden sich zahlreiche Essays, Reinzeichnungen und Probedrucke. Leider werden sie nur selten ausgestellt.

    Vytis Essay für Mi-Nr 561-562; eine Marke zu 5 Lt wurde nicht gedruckt


    Vytis Essay für Mi-Nr 561-562; eine Marke zu 5 Lt wurde nicht gedruckt.


    Einführung des EURO am 1. Januar 2015

    Nach dem weltweiten wirtschaftlichem Einbruch 2008 / 2009 erholte sich die litauische Volkswirtschaft rasch, so dass am 1. Januar 2015 der EURO (€) eingeführt werden konnte. Wie bei allen Beitrittskandidaten fixierte man schon geraume Zeit vorher den Wechselkurs der nationalen Währung an den Euro (1 Euro = 3,4528 Litai) und gab Briefmarken mit beiden Währungsbezeichnungen in sogenannter „Doppelnominale“ heraus. Diese erschienen erstmals am 12. Juli 2014 (Mi-Nr. 1165). Alle seither erschienen Marken sind unbegrenzt frankaturgültig. Die Marken in alleiniger Litas-Währung (Michel Nummern 526–1164) verloren mit Ablauf des 31. Dezember 2016 ihre Frankaturgültigkeit.

    Wert zu 0,29 Euro der Freimarkenserie 2015 in zwei Auflagen und unterschiedlichen Formaten, Mi-Nr. 1179 I–II

    Wert zu 0,29 Euro der Freimarkenserie 2015 in zwei Auflagen und unterschiedlichen Formaten, Mi-Nr. 1179 I–II


    Seit 2014 erfreut die litauische Postverwaltung die Sammler jedes Jahr aufs Neue mit einer Serie von Freimarken.

    Das Design ist zum Glück sehr ansprechend gestaltet.

    Freimarkenausgaben Mi-Nr. 1300 – 1321 – 1301 (von links nach rechts auf dem abgebildeten Briefstück

    Freimarkenausgaben, Mi-Nr. 1300 – 1321 – 1301 (von links nach rechts auf dem abgebildeten Briefstück)

    Ungezähnte Abarten werden von Zeit zu Zeit auf dem Markt angeboten. Man sollte sich aber darüber klar sein, dass diese illegal aus Druckereien entwendet wurden und von der litauischen Post nicht anerkannt werden. Hier ein Beispiel mit Randbezeichnungen der Druckerei SPINDULYS, die seit 1925 tätig ist.

    Ungezähnte Abart eines Internet-Anbieters

    Ungezähnte Abart eines Internet-Anbieters

    Personalisierte Marken produziert die litauische Post nur sehr zurückhaltend. Sie werden nur an Bestellfirmen abgegeben, zum Leidwesen der Sammler nicht an Privatpersonen. Glück hat, wer eine solche Marke ergattern kann.

    Personalisierte Marke (rechts) zusammen mit Freimarken Mi-Nr. 1205 (links, Vytis-Motiv) und 1180 (Mitte, Münze von 1754)

    Personalisierte Marke (rechts) zusammen mit Freimarken, Mi-Nr. 1205 (links, Vytis-Motiv) und 1180 (Mitte, Münze von 1754)

    Privatisierung der litauischen Post

    Vom Postamt zur Postfiliale

    Nach Abtrennung des Telefonsektors gründete man am 17. Dezember 1991 das Staatsunternehmen SE Lietuvos Paštas.

    Mit Stichtag 2. Januar 2006 wurde die SE Lietuvos Paštas in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen UAB LIETUVOS PAŠTAS im Staatsbesitz umgewandelt. Die Postämter heißen seitdem Postfilialen.

    Auch nach dieser Privatisierung war und ist die litauische Postverwaltung nicht zurückhaltend in ihrer Ausgabepolitik. Die Marken bieten bei sorgfältiger graphischer Gestaltung weiterhin überwiegend einen Einblick in Geschichte und Kultur des Landes.


    Änderungen in der Organisationsstruktur nach der Privatisierung

    Mobiles Postamt (Abb.: Bernhard 'Tony' Fels)

    Mobiles Postamt (Abb.: Bernhard 'Tony' Fels)

    Auch bei der litauischen Post wurden und werden Postfilialen geschlossen, besonders auf dem Lande. Gerne verlegt man sie in Einkaufszentren, um nahe bei den Kunden zu sein.

    Um die Grundversorgung aufrecht zu erhalten, hat man den schon existierenden mobilen Postdienst neu organisiert und ab Mai 2017 in 12 Regionen Litauens mobile Postfilialen mit Kleinlastwagen eingerichtet, zu Anfang in Biršai, Kelmė, Mašeikiai, Raseiniai, Telšiai, dann auch in weiteren Orten (im gleichen Jahr wurden etwa 125 stationäre Filialen geschlossen).

    Die neuen Kleinlaster des mobilen Dienstes haben eine feste Route mit Fahrplan und bieten alle üblichen Postdienste an.

    Dort eingelieferte Briefe sind am Stempelzusatz „KILNOJAMASIS“ (= beweglich) zu erkennen.

    Große Postfilialen – von Postämtern kann man seit der Privatisierung 2006 nicht mehr sprechen – erhielten lokale Unterabteilungen. Diese Nebenstellen führen seit 2010 einheitliche Stempel mit der Inschrift "POSKYRIS" (= Unterabteilung, Filiale).

    Mobiles Postamt, Filialen-Unterabteilung, Akademie-Filiale (Stempelunikat einer seit Jahrzehnten bestehenden Landwirtschafts-Akademie), Mobiler Zusteller

    (V.l.n.r.): Mobiles Postamt, Filialen-Unterabteilung, Akademie-Filiale (Stempelunikat einer seit Jahrzehnten bestehenden Landwirtschafts-Akademie), Mobiler Zusteller

    Als zusätzlichen Ersatz für die geschlossenen Filialen hat man ab 2016 den Service der mobilen Postzustellung mit Kraftfahrzeugen, durch den Postsendungen in ländlichen Gegenden kostenlos ausgeliefert werden, erheblich erweitert und modernisiert. Auch Geldüberweisungen, Rentenauszahlungen, Abonnements, Zeitschriften und Pakete werden vom mobilen Dienst nun zugestellt, es ist dafür keine extra Anforderung notwendig.

    Ein Kunde kann aber auch auf telefonische Bestellung Briefe und Pakete abholen lassen sowie ein breites Spektrum von Postdiensten in Anspruch nehmen: Ein mobiler Zusteller kann Zahlungen annehmen, Umschläge oder Postkarten verkaufen und andere Postdienste direkt vor Ort bereitstellen. Dieser mobile Dienst ist also eine Art fahrendes Postamt, das zum individuellen Kunden auf Bestellung nach Hause kommt, wenn dort keine feste Postfiliale mehr existiert.

    Werbewirksam hat die litauische Post für den Postdienst versuchsweise angeschaffte Elektrofahrzeuge der italienischen Firma Tazzari auf der Europamarke von 2013 abgebildet.

    Die Zusteller verwenden besondere Stempel, erkennbar an den Buchstaben ML, die den Unterscheidungsbuchstaben im Stempel vorangestellt sind. ML steht für „Mobilusis Laiškininkas“, mobile Zustellung.

    Tazzari Zero, Mi-Nr. 1131

    Tazzari Zero, Mi-Nr. 1131

    Vorausbezahlter Brief, beim mobilen Zusteller aufgegeben mit Stempel ML (Typ 6, verkleinert, Adressen teils entfernt)

    Vorausbezahlter Brief, beim mobilen Zusteller aufgegeben mit Stempel ML (Typ 6, verkleinert, Adressen teils entfernt)


    Innerstädtisch sind die mobilen Zusteller seit 2019 mit E-Bikes ausgerüstet. Sie führen keine Stempel.

    E-Bike der städtischen mobilen Postzusteller (Abb.: Lietuvos Paštas)

    E-Bike der städtischen mobilen Postzusteller (Abb.: Lietuvos Paštas)


    Postsortier- und -verteilzentren

    Seit Oktober 2020 hat die litauische Post ein völlig neues Datenverarbeitungssystem eingeführt: Alle Daten zu einer Sendung werden digital abgespeichert. Endkunden bemerken die Neuerung anhand eines Strichcode-Aufklebers, der sich auf jeder Sendung befindet. Auch gewöhnliche Briefe, die nicht verfolgbar sind, werden mit einem Strichcode beklebt.

    Werden zur Portobegleichung keine Briefmarken mehr verwendet, bekommen die Briefe keine Tagesstempel mehr; für Sammler ist das ein Problem, weil das Verarbeitungsdatum nicht mehr feststellbar ist.

    Barcode-Aufkleber

    Barcode-Aufkleber

    Siuntų centras = Versandzentrum

    Siuntų centras = Versandzentrum

    Wie die 2020 erstmals aufgetretenen Stempel der Post-Verteilzentren einzuordnen sind, bleibt abzuwarten.

    Gemäß der litauischen Postverwaltung handelt es sich hier nicht um Postfilialen, sondern um „Zentren“ ohne Publikumsverkehr. Deshalb sind diese Einrichtungen auch nicht in der offiziellen Übersichtsliste der litauischen Postfilialen aufgeführt. Sie entsprechen in etwa den deutschen Briefzentren oder den estnischen Kandekeskused (Verteilzentren, Singular Kandekeskus).

    Bei der Sortierung erhalten normale Briefe deren Abschlag auf der Rückseite, R-Briefe erhalten dagegen keinen.

    In Vilnius arbeiten zurzeit (2021) folgende Verteilzentren: SENAMIESCIO (eingerichtet nach Schließung des Zentralpostamtes 2020 im Gebäude der Poststelle Vilnius 61), JERUZALES (seit 2019), KAROLINIŠKIŲ (seit 2020).

    Im März 2021 hat das größte Sortierzentrum am Flughafen Vilnius seine Arbeit aufgenommen. Nahezu die gesamte Post des Landes (ca. 2,8 Mio. Einwohner) wird zentral in diesem neuen Sortierzentrum bearbeitet.

    Sortierzentrum am Flughafen Vilnius (Pressefoto Lietuvos Paštas)

    Sortierzentrum am Flughafen Vilnius (Pressefoto Lietuvos Paštas)

  • Privatpost in Litauen