Lettland

  • Kurland, Semgallen, Lettgallen

  • Königlich Schwedische Post

  • Kaiserlich Russiche Post

  • Deutsche Besetzung / Ob. Ost

  • Unabhängige Republik Lettland

  • Sowjetische Besetzung

  • Deutsche Besetzung / Ostland / Kurland

    Ostland

    Allgemeine Informationen zu "Ostland" finden Sie unter "Deutsche Besetzung / Ostland" beim Sammelgebiet "Estland"


    Generalbezirk Lettland

    Mit Einnahme der Hauptstadt Riga durch deutsche Verbände am 1. Juli 1941 nahm die lettische Postverwaltung ihre Tätigkeit landesweit wieder auf. Dies geschah weitgehend aus eigener Initiative und im Zusammenwirken mit den deutschen Militärbefehlshabern. Alle zuvor ausgegebenen Briefmarken der Sowjetunion und Lettlands in Lat-Währung behielten bzw. erhielten wieder vom 8. Juli bis zum 19. September 1941 Frankaturkraft, ausgenommen die Ausgabe der Lettischen Sowjetrepublik, Michel Nr. 292–304.

    So kommt es, dass – anders als in Estland und Litauen – in Lettland keine Lokalausgaben erschienen, sondern zwischen dem 17. und dem 23. Juli 1941 ausschließlich die Landespostausgabe, Michel Nr. 1 bis 6, auf sowjetischen Dauermarken „Arbeiter und Bauern“ mit dem Aufdruck „LATVIJA / 1941 / 1. VII“. Zwischen dem 20. September und dem 30. Oktober 1941 blieb die Landespostausgabe landesweit die einzig frankaturgültige Markenausgabe in den lettischen Zivilpostämtern.

    Erst mit Verfügung vom 16. August 1941 öffneten die ersten beiden Postämter der Deutschen Dienstpost Ostland (DDO) im Generalbezirk Lettland ihre Schalter: Libau (Liepāja) und Mitau (Jelgava), gefolgt von 27 weiteren Ämtern bis Ende 1941. Diese waren nicht für die lettischen Landesbewohner, sondern ausschließlich für deutsche Dienststellen, Behörden, Organisationen und Firmen zuständig und arbeiteten unter den oben geschilderten Maßgaben des Generalpostkommissariats Ostland.

    Ortsbrief aus Riga vom 6.IX.41

    Ortsbrief Riga vom 6.IX.41 (ex Ruud van Wijnen)
    Stempel RĪGA b LATVIJA 16 IX 41, HvH 1165.98
    Porto 20 Kop, Michel Nr. 4(4), für Ortsbrief bis 40g
    Portoperiode Landespost 1.7.–30.9.41 (= Sowjetporto für Ortsbrief)

    PK DDO Riga – Bad Pyrmont, 27.6.42, Autograph Dr. Albert Speer

    PK DDO Riga – Bad Pyrmont, 27.6.42
    Autograph Dr. Albert Speer

    Ortsbrief Landespost Riga 5 V 44, aptierter sowj. Stempel

    Ortsbrief Landespost Rīga 5 V 44
    aptierter sowj. Stempel

    Mit Wirkung vom 1. Oktober 1941 wurde die gesamte lettischen Post- und Telegraphenverwaltung dem Generalpostkommissar Ostland unterstellt. Ihm unterstanden in Personalunion als Postkommissar für den Generalbezirk Lettland fortan die Deutsche Dienstpost Ostland und die lettische Landespost. Weitergehend als in Estland und Litauen bewahrte sich die lettische Landespost in ihren internen Betriebsabläufen bis zum Ende der Ostlandperiode ein höheres Maß an relativer Autonomie. Dies kam u.a. darin zum Ausdruck, dass schriftliche Verordnungen und Verfügungen grundsätzlich die gemeinsame Unterschrift des Generalpostkommissars Dr. Hans-Joachim Münzel und des Direktors der lettischen Post- und Telegraphenverwaltung Alfreds Olte trugen.

    Zeitgleich zum 1. Oktober 1941 nahm die DDO den Postaustausch zwischen den Generalbezirken Lettland und Litauen auf, wobei die lettische Landespost die anfallende Post von Zivilpersonen der DDO in Riga auflieferte und diese den Transport in den Generalbezirk Litauen übernahm. Mit Aufnahme des zivilen Postverkehrs nach dem Deutschen Reich am 7. Oktober (real nicht vor dem 22. Oktober) fand eine ähnliche Regelung Anwendung, indem die lettische Landespost abgehende Post in den Ämtern der Deutschen Dienstpost in Riga, Libau und Mitau aufzuliefern hatte.

    Bücherzettel bis 50g, DDO Riga – Langensalza, 23.2.43

    Bücherzettel bis 50g
    DDO Riga – Langensalza, 23.2.43

    Mit Ablauf des 30. Oktober verlor die lettische Landespostausgabe ihre Frankaturgültigkeit. Bereits ab dem 1. Oktober zuvor kamen auch in den Landespostämtern nurmehr reichsdeutsche Briefmarken zum Verkauf, ab dem 4. November nach und nach Briefmarken mit dem Aufdruck „Ostland“.

    Ab dem 15. Januar 1942 war es auch für die lettische Zivilbevölkerung wieder möglich, Post nach Estland zu senden und von dort zu empfangen.

    ZURÜCK, Brief  Orajõe – Korgene 23 X 41; 10km Entfernung; EST-LET erst ab 15.1.42

    "Zurück – Beförderung unzulässig"
    Brief Orajõe (Estland) – Korgene (Lettland) 23 X 41 (10 km Entfernung)

    Mit Verfügung vom 7. Februar 1942 wurde als Ausnahmeregelung der Telegrammverkehr zwischen den DDO Kauen (Kaunas), Libau (Liepāja), Riga (Rīga) und Wilna (Vilnius) auch für Zivilpersonen der Generalbezirke Lettland und Litauen eröffnet. Zum 1. April 1942 erfolgte die Umstellung des bis dahin lettischen Postsparkassen- und Postscheckdienstes auf den der Deutschen Reichspost. Dieser lief fortan ausschließlich über die Ämter der Deutschen Dienstpost.

    Bis zur Räumung Rigas von deutschen Kräften am 14. Oktober 1944 und der bereits ab September laufenden Auslagerung der Dienststellen des Reichskommissars Ostland und des Generalpostkommissars zunächst nach Libau und anschließend ins Reichsgebiet verlief die postalische Entwicklung auch im Generalbezirk Lettland zunehmend chaotisch.

    Zum Sammelgebiet „Kurland“ siehe weiter unten.


    Zeittafel Generalbezirk Lettland

    Ostland Lettland
    22. Juni 1941
    Deutscher Angriff auf die Sowjetunion
    25. Juni 1941
    Gründung des Reichskommissariats Ostland und des Generalpostkommissariats Ostland
    1. Juli 1941
    Einnahme der Hauptstadt Riga durch deutsche Verbände, landesweite Wiederaufnahme der Tätigkeit der lettischen Postverwaltung
    8. Juli bis 19. September 1941
    Alle zuvor ausgegebenen Briefmarken der Sowjetunion und Lettlands in Lat-Währung werden erneut frankaturgültig, mit Ausnahme der Ausgabe der Lettischen Sowjetrepublik Michel Nr. 292–304
    ab Juli 1941
    Verausgabung zahlreicher Lokalausgaben, auf nationaler Ebene Landespostausgaben (in Rubelwährung)
    17. bis 23. Juli 1941
    In Lettland nur Landespostausgabe, Michel Nr. 1 bis 6, auf sowjetischen Dauermarken „Arbeiter und Bauern“ mit dem Aufdruck „LATVIJA / 1941 / 1. VII“
    16. August 1941
    Eröffnung der ersten beiden Postämter der Deutschen Dienstpost Ostland (DDO) im Generalbezirk Lettland: Libau (Liepāja) und Mitau (Jelgava)
    Bis Ende 1941 Eröffnung von 27 weiteren Ämtern
    20. September – 30. Oktober 1941
    Die Landespostausgabe ist die einzig frankaturgültige Markenausgabe in den lettischen Zivilpostämtern
    1. Oktober 1941
    – Unterstellung der gesamten lettischen Post- und Telegraphenverwaltung unter den Generalpostkommissar Ostland
    – Beginn des Postaustauschs zwischen den Generalbezirken Lettland und Litauen
    – Ab 1.10. in den Landespostämtern nur noch Verkauf von reichsdeutschen Briefmarken
    7. Oktober 1941 (real nicht vor dem 22. Oktober)
    Aufnahme des zivilen Postverkehrs nach dem Deutschen Reich
    30. Oktober 1941
    Ende der Frankaturgültigkeit der Landespostausgabe
    ab 4. November 1941
    Herausgabe eigener Briefmarken für das Reichskommissariat Ostland (in Reichsmark und Pfennig), Duldung der Verwendung von Marken des Deutschen Reiches ohne Aufdruck
     
    Landesweiter Verkauf von Marken mit Aufdruck „Ostland“ (DDO und Landespost)
    15. Januar 1942
    Wiederaufnahme des Postverkehrs mit Estland
    7. Februar 1942
    Telegrammverkehr zwischen den DDO Kauen (Kaunas), Libau (Liepāja), Riga (Rīga) und Wilna (Vilnius) auch für Zivilpersonen der Generalbezirke Lettland und Litauen
    1. April 1942
    Umstellung des bis dahin lettischen Postsparkassen- und Postscheckdienstes auf den der Deutschen Reichspost (fortan ausschließlich über die Ämter der DDO).
    ab 1. Juli 1943
    ermäßigte Gebühren für den Ortsverkehr für Postkarte und Brief von 6 und 12 Pfennig auf 5 bzw. 8 Pfennig
    ab Januar 1944
    einheitliche Postleitzahl (Gebietsleitzahl) „5c" für das gesamte Gebiet des Generalpostkommissariats Ostland
    ab Juli 1944
    Räumung des Baltikums von deutschen Kräften
    14. Oktober 1944
    Räumung Rigas; Verlegung deutscher Dienststellen des Reichskommissariats / Reichspostkommissariats Ostland zunächst nach Libau (Liepāja), danach ins Reichsgebiet
    20. April 1945
    Aufdruckausgabe Kurland, Michel Nr. 1 bis 4

    Kurland

    Bis zur Räumung Rigas von deutschen Kräften am 14. Oktober 1944 (und damit der Auslagerung der Dienststelle des Generalpostkommissars Ostland zunächst nach Libau und anschließend ins Reichsgebiet) verlief die postalische Entwicklung im nachmaligen Kurland als Teil der Entwicklung im Generalbezirk Lettland.

    Mit der staatsrechtlichen Auflösung des Reichskommissariats Ostland am 24. Januar 1945 endete formalrechtlich auch die Zuständigkeit des Generalpostkommissars für den Generalbezirk Lettland. An seine Stelle trat bereits zum 15. Januar 1945 mit Wirkung vom 25. Januar der zuständige Wehrmachtsbefehlshaber der Heeresgruppe Kurland, General Heinrich von Vietinghoff, als „General Kurland“.

    Das Sammelgebiet „Kurland“ gehört somit historisch nicht zum Sammelgebiet „Reichskommissariat Ostland“, sondern stellt ein eigenes Sammelgebiet in Zuständigkeit des Generals Kurland und des Reichspostministeriums dar. Dessen ungeachtet betrachtet die Sammelgewohnheit die Aufdruckausgabe Kurland vom 20. April 1945 vielfach als „letzte Ostlandausgabe“.

    Michel Nr. 1 bis 4 A/B (ex Wilhelm van Loo)

    Michel Nr. 1 bis 4 A/B
    (ex Wilhelm van Loo)

    Zum Zeitpunkt der deutschen Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945 beschränkte sich das Gebiet des vormaligen Generalpostkommissars Ostland real auf die deutschen Dienstpostämter in Libau (Liepāja), Windau (Ventspils), Goldingen (Kuldiga) und Talsen (Talsi) sowie die Ämter der lettischen Landespost in diesem Gebiet. Diese Ämter arbeiteten teilweise bis zur Besetzung durch sowjetische Truppen Ende Mai 1945.

    Die aus bis dahin nicht überdruckten Markenbeständen der Heeresgruppe Kurland, Feldpostleitstelle Libau, hergestellte Aufdruckausgabe sollte offiziell am 20. April 1945, Adolf Hitlers 56. Geburtstag, an den verbliebenen Postämtern zur Ausgabe gelangen.

    Von deutscher Seite ohne postalische Notwendigkeit initiiert, ist unverändert nicht geklärt, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang die Marken tatsächlich verausgabt wurden. Bedarfsgebrauchte Poststücke sind bis heute nicht bekannt.

    Zur Frankatur war unverändert die Aufdruckausgabe OSTLAND zu verwenden, bei Markenmangel war Barfrankierung vorgeschrieben.

    Im Gegensatz hierzu bestand zur Ausgabe der Kurlandschnellbriefe ab März bis Ende 1945 dringender Bedarf. Sie dienten zur Luftfeldpostversorgung der eingeschlossenen deutschen Truppen Front – Heimat, Feldpostmarke Michel Nr. 16.

    Dazu verwendete man senkrecht halbierte deutsche Feldpostpäckchen–Zulassungsmarken für Weihnachtspäckchen Heimat – Front, Michel Nr. 4. Diese wurden auf Feldpostfaltbriefe und –karten geklebt, mit dem Dienstsiegel der Feldpostleitstelle 734 (Libau) beglaubigt und an die Soldaten ausgegeben. Etwa 300 bedarfsgebrauchte Kurlandschnellbriefe sind bis heute als echt attestiert.

    Mit der erneuten Besetzung durch sowjetische Truppen und (Wieder-) Eingliederung in die Sowjetunion kamen generell wieder deren Postgebühren und Bestimmungen zur Anwendung.

    Kurlandschnellbrief mit Feldpostmarke Michel Nr. 16 vom 18. April 1945 (ex Michel)

    Kurlandschnellbrief
    mit Feldpostmarke Michel Nr. 16
    18.4.1945 (Photo: Wilhelm van Loo)

    Zeittafel Kurland

    Jahr Datum Ereignis
    1944 ab September Verlegung der Dienststelle des Generalpostkommissars (GPK) nach Libau (Liepāja) und der Verwaltung (u.a. Sammlerdienst) nach Köslin in Hinterpommern
    Mitte Oktober

    Räumung Rigas (14. Oktober)

    Räumung des Generalbezirks Lettland

    Bildung des sogenannten "Kurlandkessels"

    1945 15. Januar

    Umbenennung der HG Nord in Heeresgruppe Kurland (wirksam zum 25. Januar)

    Unterstellung aller Postdienstleister (DDO, Landespost, Feldpost) unter die Heeresgruppe Kurland

    24. Januar Auflösung des Reichskommissariats Ostland
    ab Januar

    Einstellung des Sammlerdienstes

    Verlegung von Restteilen der Verwaltung des RK und des RPK Ostland nach Chemnitz, Artern und Frankfurt/Oder

    März bis Ende April Kurland-Schnellbriefe
    20. April Aufdruckausgabe KURLAND auf Markenbeständen der Heeresgruppe Kurland, Feldpostleitstelle Libau
    8. Mai Bedingungslose Kapitulation Deutschlands
    bis Ende Mai Die Ämter der Deutschen Dienstpost Ostland in Kurland, i.e. Libau (Liepāja), Windau (Ventspils), Goldingen (Kuldiga) und Talsen (Talsi), sowie die Ämter der lettischen Landespost arbeiten weiter bis zur sowjetischen Besetzung

    An Spezialliteratur sei empfohlen:

    Lettland vor dem und als Teil vom Generalkommissariat Ostland. Harry von Hofmann Verlag, Hamburg 2001. 448 Seiten. ISBN 3 7636 5074 1.

    Wilhelm van Loo: Postverkehr Kurland (1944-1945). Erschienen in der Schriftenreihe des Bundes Philatelistischer Prüfer, Band 7, Aachen 2016. 312 Seiten. ohne ISBN Nr.

    Reichskommissariat Ostland, Tatort und Erinnerungsobjekt. Erschienen in: Zeitalter der Weltkriege. Hrsg. Militärgeschichtliches Forschungsamt, Band 8. Ferdinand Schöningh 2012. 371 Seiten. ISBN 978-3-506-77188-9.

    https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/reichskommissariat-ostland

    http://www.academia.edu/20062892/Das_Reichskommissariat_Ostland

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