Estland

  • Königlich schwedische Post

  • Kaiserlich russische Post

  • Deutsche Besetzung / Ob. Ost

    Die „Kaiserlich deutsche Post- und Telegraphenverwaltung im Postgebiet des Oberbefehlshabers Ost“ wurde am 1. Januar 1916 mit Sitz zunächst in Kowno (Kaunas / Kauen) und ab Januar 1917 in Bialystok eingerichtet. Im Gegensatz zur deutschen Feldpost diente sie vorrangig der Bearbeitung ziviler Postsendungen der einheimischen Bevölkerung.

    Ihr Zuständigkeitsbereich dehnte sich im Verlauf des I. Weltkrieges mit dem Vormarsch deutscher Truppen nach Norden und Osten zunächst 1916/17 über Litauen bis zur Düna südlich Rigas aus, bevor er ab September 1917 mit der Eroberung Rigas, Livlands und der Ostseeinseln und im Februar 1918 ganz Estlands das gesamte Gebiet der nachmaligen Republiken Litauen, Lettland und Estland umfasste.

    Ober Ost Marke Michel Nr. 5

    Ober Ost Michel Nr. 5 bildseitig auf Postkarte entwertet REVAL *** 25.7.18. 9–10 V

    Im Juli 1918 besuchte der Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern, die deutschen Truppen in Reval, hier vor dem baltischen Bahnhof. Das Originalphoto schossen die Gebrüder Parikas, die in Reval (Tallinn) ein bekanntes Photoatelier unterhielten.

    Mit dem Abrücken russischer Truppen und dem Vorrücken deutscher Truppen wurde dabei stets zunächst der zivile Postverkehr eingestellt, danach der Feldpostverkehr deutscher Truppen eingerichtet und anschließend der zivile Postverkehr für die einheimische Bevölkerung wieder aufgenommen.


    Europäische Kriegsschauplätze 1914 – 1918

    Europäische Kriegsschauplätze 1914 – 1918

    (Bild: Westermanns Atlas zur Weltgeschichte, Berlin, 1953. Quelle: Projektseite Andreas Andersen)

    Für Estland bedeutete dies, dass bis Ende April 1918 die Einrichtung von 13 Landespostanstalten so weit vorangeschritten war, dass diese offiziell ab dem 1. Mai ihre Schalter für das zivile Publikum öffnen konnten:

    Arensburg (Kuresaare)

    1.5. – 2.12.1918

    Baltischport (Paldiski)

    1.5. – 15.11.1918

    Dorpat (Tartu)

    1.5. – 29.11.1918

    Fellin (Viljandi)

    1.5. – 28.11.1918

    Hapsal (Haapsalu)

    1.5. – 17.11.1918

    Narwa (Narva)

    21.5. – 16.11.1918

    Pernau (Pärnu)

    1.5. – 25.11.1918

    Petschur (Petschory/Petseri)

    1.6. – 30.11.1918

    Pleskau (Pskov/Pihkva)

    27.7. – 25.11.1918 (Zweigpostamt von Walk)

    Reval (Tallinn)

    1.5. – 20.11.1918

    Walk (Valga)

    1.5. – 19.12.1918

    Weissenstein (Paide)

    1.5. – 16.11.1918

    Werro (Võru)

    1.5. – 28.11.1918

    Wesenberg (Rakvere)

    2.5. – 18.11.1918

    Zuvor hatte die deutsche Feldpost während des Eiswinters 1917/18 nur vereinzelt zivile Post von den Inseln auf das Festland und vom 5.–23. März 1918 das Feldpostamt 219 in Dorpat (Tartu) mit der „Notausgabe Dorpat“ freigemachte Sendungen von Zivilpersonen angenommen und transportiert.


    Stempel, Briefmarken, Ganzsachen

    Deutsche Ganzsachen sowie Marken der Bauten- und Germania-Ausgaben wurden mit Aufdrucken "Postgebiet Ob. Ost" versehen.

    Ganzsachenkarte Notausgabe Dorpat Michel P1

    Ganzsachenkarte "Notausgabe Dorpat", Michel P1, aus Dorpat, am 6. März 1918 geschrieben, über Riga, dort am 21. März mit Marke Ob. Ost nachfrankiert für den Weitertransport nach Warschau. Dort war die Karte trotz mehrerer Zustellversuche durch die dortige Stadtpost nicht zustellbar und wurde deshalb nach Dorpat zurückgesandt, wo sie am 14. April 1918 wieder ankam. Zahlreiche Zensurvermerke wurden in Dorpat, Riga, Bialystok und Warschau angebracht.

    Aus bekannten Belegen und Unterlagen ist ersichtlich (s. EESTI FILATELIST 26/1980, S. 77–78), dass es schon vor dem 1. Mai 1918, wahrscheinlich ab Ende März/Anfang April 1918, vereinzelt die Möglichkeit eines Postverkehrs für Privatpersonen gab. Dazu übergab die Privatperson die frankierte Postsendung direkt an die Feldpost, welche die Frankatur entwertete und nach Riga transportierte.

    Vor Einführung eines Normstempels verwendete beispielsweise das Landespostamt Fellin (Viljandi) diesen einzeiligen provisorischen Stempel von Ende April bis Anfang Mai 1918.

    Postkarte 1918 von Fellin nach Dorpat über Riga

    Diese (rückseitig) auf den 25 III 1918 datierte Ganzsachen-Postkarte zu 7 ½ Pf wurde mit dem provisorischen Stempel Fellin entwertet und zuerst nach Riga geschickt, wo sie am 29.3.1918 ankam und nochmals entwertet wurde. Hier wurde sie auch zensiert, was am Stempel "R im Kreis" ersichtlich ist. Die Zensur hat auch folgenden Vermerk angebracht: „Absender angeben, sonst künftig keine Beförderung“.

    In Dorpat wurde Ende April / Anfang Mai 1918 ein zweireihiger Stempel "Ob Ost / Dorpat" benutzt.

    Postkarte 1918 von Dorpat nach Riga

    Diese Ganzsachen-Postkarte zu 7 ½ Pf wurde mit einem solchen Stempel "Ob Ost / Dorpat" entwertet und nach Riga geschickt, wo sie am 1. Mai 1918 ankam und zensiert wurde, was am Stempel "R im Kreis" ersichtlich ist.

    Es handelt sich um eine Ersttagspostkarte, da das Postamt in Dorpat ja erst am 1.5.1918 geöffnet wurde – die Karte gelangte also noch am gleichen Tag nach Riga.

    Bereits am 3.5.1918 wurde in Dorpat jedoch (auch) der Norm-Kreisstempel verwendet.

    Postkarte 1918 von Dorpat nach Hamburg

    Ganzsachen-Postkarte zu 7 ½ Pf mit Zusatzfrankatur (gesamt 30 Pf) für die Beförderung als Einschreiben (man beachte den provisorischen handschriftlichen R-Vermerk), am 3.5.1918 in Dorpat, Livland, aufgegeben, zensiert und 7 Tage später in Hamburg angekommen.

    Mit der Schließung des Landespostamtes in Walk (Valga) am 19.12.1918 endete die Tätigkeit der Postverwaltung Ob. Ost auf dem Staatsgebiet Estlands.

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