Kurland, Semgallen, Lettgallen
Königlich Schwedische Post
Während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) eroberte 1710 die russische Armee endgültig die schwedischen Ostseeprovinzen Estland und Livland. Bei der Übernahme der Hoheitsrechte durch Russland wurde den Ständen unter anderem Selbstverwaltung, Beibehaltung der deutschen Amtssprache und Ausübung des evangelisch-lutherischen Bekenntnisses zugesichert.
Im weiteren Verlauf des Krieges gewann Russland auch die Seeherrschaft in der nördlichen Ostsee. Der Frieden von Nystad 1721 besiegelte das Ende des schwedischen Handelsimperiums und markiert den Aufstieg Russlands zur europäischen Großmacht.
1772 geriet Lettgallen (Polnisch Livland) mit der 1. Polnischen Teilung an Russland und wurde Teil der Russischen Ostseeprovinzen.
1795 gelangte bei der dritten Teilung Polens auch Kurland zu Russland.
Aus dem südlichen Teil Livlands, dem nordwestlichen Teil des Gouvernements Witebsk (dem ehemaligen Lettgallen) und dem Gouvernement Kurland bildete sich 1918 das Territorium der unabhängigen Republik Lettland.
Der vorphilatelistische Zeitraum in Russland endete 1858 mit der Ausgabe der ersten Briefmarken. Die kulturelle Autonomie der deutschen Bewohner des Landes kam postalisch unter anderem zum Ausdruck durch die Verwendung von Stempeln mit deutscher Ortsnamen in deutscher Sprache. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wurden diese allmählich durch zweisprachige Stempel Deutsch/Russisch ersetzt. Ein solcher wird hier dargestellt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Stempel gänzlich durch rein russischsprachige Stempel ersetzt.
1844: Brief von ТУККУМЪ TUKKUM nach Mitau mit zweisprachigem Rundstempel. Das Datum wurde handschriftlich eingetragen.
Die ersten Briefmarken wurden ab 1858 zuerst strichentwertet, später mit Punktnummernstempeln entwertet. Davon gab es sechs unterschiedliche Formen, z. B. kreisförmige für die Gouvernementspostämter und rechteckige für die Postämter in den Kreisstädten.
1862: Brief von DÜNABURG nach MITAU. Die Briefmarke wurde mit Punktnummernstempel "44" des Postamtes in Dünaburg entwertet.
Weil die Kaiserliche Reichspost im Kreise Wenden nur die zwei Postanstalten Wenden und Stockmannshof an den Hauptrouten unterhielt, nahm die von der Livländischen Ritterschaft getragene Wendensche Kreispost 1862 ihre Tätigkeit auf, um die postalische Versorgung im Gebiet zu sichern.
Wenn eine Postsendung innerhalb des Kreises bis zu den Reichspostkontoren oder von diesen zu den Poststellen befördert werden sollte, musste zusätzlich eine “Wendensche Kreis Briefmarke” von 2 Kopeken zu den Marken der Reichspost verwendet werden. Die Entwertung dieser Marken erfolgte durch Federzug.
1891: Brief über das russische Postamt in WENDEN nach FRANKFURT AM MAIN. Für die Beförderung innerhalb des Kreises wurde eine “Wendensche Kreis–Briefmarke” von 2 Kopeken zugeklebt und durch Federzug entwertet.
Literatur
Vogel, Simone: Die Briefmarken der Wendenschen Kreispost 18621903 (siehe Monografien Lettland). Liederbach a.T. 2019.
Kleiner, Volker (Webarchiv): http:/www.philateria.com/html/wenden.html
Ringströms museum för filateli: http://www.ringphilmuseum.se/eng_lp_wenden.html
1860 wurde in Russland damit begonnen, einheitliche Datums-Kreisstempel einzuführen. Weil sich die Ausführung dieser Stempel im Laufe der Zeit einige Male veränderte, gibt es davon unterschiedliche Typen. In vielen Stempeln wurde nicht nur der Ortsname erwähnt, sondern auch das Gouvernement.
Im Russland des 19. Jahrhundert waren Reichspost und Bahnpost getrennt voneinander arbeitende Organisationen. Bahnpostämter und fahrende Postämter bearbeiteten gleichwohl Briefe und Karten der Reichspost, die während der Zugfahrt bearbeitet und mit „Bahnpoststempeln“ versehen wurden.
Der Erste Weltkrieg (19141918) hatte auch im postalischen Bereich weitreichende Auswirkungen: Zensurmaßnahmen aller Art erschwerten den zivilen Postverkehr und mit Feldpost- und Kriegsgefangenensendungen entstand ein umfangreiches neues Betätigungsfeld für die russische Post, bis ab 1915 das Gebiet der späteren Republik Lettland unter deutsche Besatzung geriet.
Deutsche Besetzung / Ob. Ost
Unabhängige Republik Lettland
Sowjetische Besetzung
Deutsche Besetzung / Ostland / Kurland
Lagerpost / Letten im Exil
Unabhängige Republik Lettland
Privatpost in Lettland