Kurland, Semgallen, Lettgallen
Königlich Schwedische Post
Kaiserlich Russiche Post
Deutsche Besetzung / Ob. Ost
Unabhängige Republik Lettland
Am 17. Juni 1940 besetzten Einheiten der Roten Armee Lettland. Bereits drei Tage später gaben die Sowjets die Bildung einer sogenannten “Volksregierung” unter Augusts Kirhenšteins bekannt.
Am 14. und 15. Juli 1940 fanden Scheinwahlen für das Parlament statt, wobei bürgerliche Politiker nicht zugelassen wurden.
Mit einer Wahlbeteiligung von 94,7 Prozent und 97,6 Prozent der Stimmen für die kommunistische Einheitsliste erhielt Moskau das gewünschte Ergebnis.
Staatspräsident Karlis Ulmanis trat am 21. Juli 1940 auf sowjetischen Druck von seinem Amt zurück. Er wurde später ins Innere der Sowjetunion deportiert, wo er 1942 starb. Die neue Regierung proklamierte die Errichtung der lettischen Sowjetrepublik (Latvijas Padomju Sociālistikā Republika) und bat um Beitritt zur UdSSR, der am 5. August 1940 als 15. Unionsrepublik erfolgte.
Von Anfang an und in hohem Tempo wurde Lettland sowjetisiert, d.h. die politischen, administrativen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse an das kommunistische System der Sowjetunion angepasst. Eine große Zahl von führenden bürgerlichen Politikern, des Militärs und von Wirtschaftlern wurde verhaftet und deportiert.
Ackerland, Banken, Betriebe und Handelsunternehmen wurden nationalisiert. Am 25. November 1940 führten die Sowjets den Rubel zunächst neben dem Lat im Verhältnis 1:1 ein, bevor die lettische Währung am 25. März 1941 gänzlich außer Kurs gesetzt wurde. Bis dahin hatte der gewollt niedrige Kurs von 1:1 zwischen Lats und Rubel zu einem Ausverkauf lettischer Waren und Güter in die Sowjetunion geführt.
Anfangs bemerkten Kunden der Post nur wenige Änderungen: Lettische Briefmarken konnten, soweit sie nicht an die Ulmaniszeit erinnerten, weiter verwendet werden. Die Marken wurden mit lettischen Stempeln entwertet und auch die Postgebühren blieben, wie sie waren. Vorläufig ...
Am 21. Oktober 1940 erschienen die ersten zwei Werte zu 20 und 40 Santīmu mit dem sowjetisierten Landesnamen “Latvijas PSR” und dem neuen Staatswappen der Lettischen SSR. Weitere elf Werte folgten bis zum 4. Dezember.
Lettische Briefmarken blieben zunächst weiter gültig.
In der ersten Oktoberwoche wurden in Riga erstmals zweisprachige Sowjetstempel verwendet. Sie zeigen oben die kyrillische Abkürzung CCCP (SSSR) und den Sowjetstern mit Hammer und Sichel. Der Ortsname wurde in kyrillischen und lateinischen Buchstaben angegeben.
Am 15. Dezember 1940 änderten sich die Posttarife teilweise. Für Post in die Sowjetunion und in das Ausland galten jetzt die Tarife der UdSSR, innerhalb Lettlands dagegen weiter die bisherigen lettischen Tarife. Doch nur für kurze Zeit: ab dem 20. Januar 1941 galten allgemein die Portostufen der UdSSR.
Eingeschriebener Brief von Riga nach Leipzig, 23. März 1941; sowjetisches Porto von 1,30 Rubel, frankiert mit einer 1 Rubel Briefmarke der UdSSR und einer lettischen Briefmarke zu 30 Santīmu; zweisprachiger Sowjetstempel РИГА RĪGA.
Die ehemalige, jetzt nationalisierte, Firma von G. Lazdinš wurde in “Spēks” = “Kraft” umbenannt.
Russische Ganzsache von ДАУГАВПИЛС DAUGAVPILS nach Sventē, 24. Juni 1941; im Text des Absenders: “Daugavpils wurde heute bombardiert….”
Im Zusammenhang mit der Tarifänderung vom 15. Dezember 1940 wurden auch die Briefmarken der UdSSR zur Frankierung gültig. Weil die lettischen Marken erst am 21. März 1941 aus dem Verkehr genommen wurden, konnten über drei Monate Marken der Republik Lettland, der Lettischen SSR und der Sowjetunion zeitgleich verwendet werden.
Die erste Periode sowjetischer Besetzung Lettlands 19401941 endete mit der Besetzung durch deutsche Truppen im Juli 1941 und der anschließenden Errichtung des Generalbezirks Lettland im Reichskommissariat Ostland, siehe dort.
Ab Mitte Juli 1944 besetzten erneut sowjetische Truppen Teile Lettlands, beginnend mit Lettgallen im Osten und gefolgt von Livland (im September). Riga fiel am 13. Oktober in sowjetische Hände. Kurland blieb bis zur Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 deutsch besetzt, siehe dort, bevor ganz Lettland als “Latvijas PSR” erneut in die Sowjetunion eingegliedert wurde.
Die durch die deutsche Besatzung unterbrochene Sowjetisierung Lettlands setzte sich ab 1944/45 massiv fort. Erneute Verschleppungen, die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Industrialisierung mit ständiger Ansiedlung von Russen und Bürgern aus anderen Regionen der UdSSR drohten die lettische Bevölkerung zur Minderheit in ihrem eigenen Land werden zu lassen. 1935 lebten in der Republik Lettland 77 % Letten und 8,8 % Russen, dagegen 1989 in der Lettischen Sowjetrepublik nur noch 52 % Letten und bereits 34 % Russen.
Am 11. März 1985 wurde Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der UdSSR gewählt. Mittels “glasnost” und “perestrojka” (Öffentlichkeit und Umbau, Red.) wollte er strukturelle Änderungen in der Sowjetgesellschaft herbeiführen. Dieser Prozess führte jedoch zur Auflösung der Sowjetunion zum Jahresende 1991.
Im Oktober 1988 gründete sich die Volksfront Lettlands (Latvijas tautas fronte), welche zunächst nur kulturelle und wirtschaftliche Autonomie innerhalb der Sowjetunion forderte. Bei den Wahlen zum Volkskongress der UdSSR im März 1989 erhielt sie erstmals die Mehrheit der lettischen Mandate.
Am 23. August 1989 bildeten über eine Million Esten, Letten und Litauer eine Kette aus Menschen von Tallinn über Riga nach Vilnius, den “Baltischen Weg”, um ihren Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit nunmehr von der Sowjetunion zu demonstrieren. Nach der Wahl zum Obersten Sowjet Lettlands erklärte die Volksfront am 4. Mai 1990 die Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Lettland, die seitens der Sowjetunion am 21. August 1991 anerkannt wurde.
Obwohl die Lettische SSR vollständig in das Postsystem der UdSSR integriert war, finden sich für Sammler auch in dieser Periode postgeschichtlich interessante Stücke. Hierfür einige Beispiele:
Feldpostkarte des Letten Janis Witenberg in Archangelsk nach Valmiera, 17. Februar 1946; Zweisprachiger Ankunftsstempel VALMIERA ВАЛМЕРА ЛАТВ.С:СР
Ganzsache von Sigulda nach Staicelē, 31. Dezember 1944; Kriegszensor 26103
Lettische Tourismus-Bildpostkarte von Riga-9 nach Kauguri, 6. Mai 1945
Aus dem ursprünglich zweisprachigen lettisch-russischen Stempel waren während der deutschen Besatzung der Ortsname РИГА, die Abkürzung CCCP und die Sowjetsterne mit Hammer und Sichel entfernt worden.
Auf der Karte heißt es “Apcelo dzimto zemi”, “Bereise dein Heimatland”, woran sich der sowjetische Kriegszensor 26069 offensichtlich nicht störte.
Ansichtskarte von Alsunga nach Strazde, 17. – 20. Juni 1951
Die Karte wurde auf dem Bahnhof von Alsunga am Postwaggon der Linie Liepāja - Ventspils aufgegeben.
Die Briefmarke wurde im Postwaggon entwertet mit dem Stempel “П.В. Б/N ЛИЕПАЯ ВЁНТСПИЛС P.V. B/N LIEPĀJA – VENTSPILS".
Brief von seiner Familie in Madona an Andrejs Docītim in der “Darba kolonija Nr. 1c” (Arbeitskolonie Nr. 1c) in Riga. Auf dem Zettel links oben wurde vermerkt, der Adressat sei abgereist. Zur Rücksendung wurde der Brief wieder in den Briefkasten geworfen und mit dem Stempel “Iznemta no vēstulu kastite” (“Aus dem Briefkasten”) versehen. Am 14. September 1945 kam der Brief erneut beim Absender in Madona an.
Zensierter Brief von Andrejs Docītim mit Poststempel “Dolinka Karagand“ an seine Familie in Madona, 2.15. Dezember 1949
Das Schicksal dahinter: Andrejs Docītim wurde am 27. Dezember 1944 in seiner Dienstwohnung an der Bahnlinie Plavinas–Gulbene unter der Beschuldigung antisowjetischer Aktivitäten verhaftet. Am 25. August 1945 deportierte man ihn in den “Karlag”, den Lagerkomplex um Karaganda in Kasachstan, wo er am 19. September ankam. Den ersten Brief an seine Familie in Madona schrieb er am 15. Oktober 1945. Nach sechs Jahren Haft wurde er entlassen und konnte nach Madona zurückkehren.
Bildumschlag von Liepāja nach Riga, 19. April 1968; abgebildet ist der Pulverturm in Riga
Lokalbrief mit Sonderstempel und Vignette der Baltischen Briefmarken- Ausstellung in Riga, 1959
Deutsche Besetzung / Ostland / Kurland
Lagerpost / Letten im Exil
Unabhängige Republik Lettland
Privatpost in Lettland